Besuch beim 4. Polzeirevier in Gaarden

In unserer Veranstaltungsreihe FDP Kiel vor Ort im Gespräch waren wir zu Gast auf dem 4. Polizeirevier Kiel in Gaarden. Der Leiter des 4. Polizeireviers Stefan Chirvi und sein hauptamtlicher Stellvertreter, der Revierführungsbeamte Uwe Eidinger, haben uns über die Herausforderungen dieses besonderen Kieler Polizeireviers informiert. 

Gaarden ist ein sogenannter Brennpunktstadtteil in Kiel. Hier haben rund 53% der Bewohner einen Migrationshintergrund (Kiel insgesamt rund 24%). Die Arbeitslosenquote liegt bei 16% (Kiel ~7%), davon rund 43% Langzeitarbeitslose. Von Kinderarmut sind in diesem Stadtteil erschreckende 57% der Kinder betroffen (Kiel 30%). Auch beim Thema Altersarmut hat Kiel-Gaarden mit 26% einen traurigen Vorsprung auf Gesamtkiel mit 6%. 

Diese Sozialstruktur in der Bevölkerung bringt verschiedenste Probleme für die Beamten des 4. Reviers mit sich: Drogen- und Beschaffungskriminalität, so wie Sachbeschädigung, Kfz-Einbruchsdelikte, Körperverletzung und Ladendiebstahl stehen hier auf der Tagesordnung. Die hohe Einsatzdichte bringt viele Überstunden der eh schon sehr ausgelasteten Beamten mit sich. Hinzu kommt, dass die Polizisten vom 4. Revier in Sachen interkulturelle Kompetenz, Erfahrung im Umgang mit schwierigen polizeilichen Lagen und dem Spannungsfeld zwischen ausgeprägter Empathie und besonderer Härte beim Durchgreifen mehr als gut ausgebildet und geschult sein müssen. Sie geraten immer wieder in Situationen, in denen sie z.B. auf Sprachbarrieren treffen oder wo Menschen es einfach gewohnt sind, Konflikte anders auszutragen, als man es in der Regel hier tut. 

Betäubungsmittelkriminalität ist in Gaarden eines der größten Probleme. Hier finden sich im Stadtteil sowohl viele Verkäufer, wie auch Abnehmer. Gedealt wird ganz offen auf der Strraße aber auch aus Wohnungen heraus. Auch der Anbau von Drogen in Wohnungen ist in Gaarden keine Seltenheit. Vom 4. Revier aus wird proaktiv dagegen ermittelt, denn das Ziel ist es, möglichst viele Strukturen und Lieferwege in der Szene zu erkennen und dadurch die Drogen „vom Markt“ zu bekommen. 

Aktuell ermitteln zwei Beamte in einer eigenen Ermittlungseinheit sehr erfolgreich gegen die Betäubungsmittelkriminalität. Man könnte mit diesem Thema aber auch 10 Beamte beschäftigen, so Chirvi. 

Bei all diesen erschreckenden Zahlen, war es Revierleiter Chirvi und seinem Kollegen Eidinger aber auch wichtig zu vermitteln, dass das Bild, das von Gaarden in den Medien gezeichnet wird deutlich schlechter ausfalle, als die Realität sei. So gäbe es keinen Ort in Gaarden, wo sich Polizisten nicht hintrauten. Auch harte Gewaltstraftaten wie Mord kämen in Gaarden zum Glück eher selten vor. Insgesamt meinen die Beamten eine seichte Tendenz hin zur Veränderung der sozialen Strukturen zu erkennen. Viele soziale und interkulturelle Projekte förderten ein besseres Miteinander. Die positive Tendenz ist gut und richtig und muss zur Verbesserung der Lebensqualität der Gaardener weiter verfolgt werden. 

Für das Revier wird dringend Personal gesucht. Zum Glück steigen die Zahlen der Neueinstellungen, so dass die Auslastung der Beamten zwar immer noch sehr hoch ist aber auch hier sei eine Verbesserung hin zu weniger Überstunden erkennbar, so Chirvi. 

Am Ende konnten wir resümieren, in Gaarden gibt es viele Herausforderungen zu bewältigen aber es steht lange nicht so schlecht da, wie es häufig scheint.